So etwas wie beim Londoner Grenfell Tower wäre mit unserer Fassadenverkleidung nicht passiert“, sagte Georg Schöll bei der Vorstellung seiner bauwerkintegrierten Photovoltaik. Eine Abordnung der Landtagsfraktion der Grünen informierte sich bei dem Berghüler Unternehmen Galaxy Energy über die Technik der integrierten PV-Anlagen. Die Module von Galaxy Energy erfüllen die Voraussetzungen nach der Brandklasse B1 und können somit an der Fassade, auf dem Dach oder am Balkon verbaut werden.
Auf Einladung von Bundestagskandidat Marcel Emmerich besuchte der Fraktionsvorsitzende Andreas Schwarz die Berghüler Firma. Mit dabei war auch der Abgeordnete Jürgen Filius. Geschäftsführer Georg Schöll erläuterte das Hauskonzept, das seine Firma zu einem energieautarken Unternehmen macht. Bei der Dachkonstruktion wird warme Luft abgesaugt und in einen „Eisspeicher“ geleitet. So wird der Wirkungsgrad der Module erhöht, die Wärme wird als thermische Energie weiterverwendet. Schöll unterstrich die schwäbische Philosophie, die hinter seinem Unternehmen steckt. Der Schwabe gebe sein Geld nicht gern aus und sei bestrebt, mehrere Vorteile miteinander zu verbinden. Galaxy Energy musste beispielsweise keinen Löschteich bauen, da sich die Feuerwehr im Brandfall aus dem 500 Kubikmeter Wasser fassenden unterirdischen Eisspeicher bedienen kann. „Der ist übrigens mit Regenwasser gefüllt“, erläuterte Georg Schöll. Das bezieht ein Schwabe genau so kostenlos aus der Natur wie die Sonne. Die Besucher waren von der Technik, die zum Heizen und zum Kühlen des Gebäudes genutzt werden kann, nachdrücklich fasziniert.
Nach den Boomjahren der Photovoltaik blieb jedoch auch Galaxy Energy nicht von der Krise in diesem Industriezweig verschont. „Durch die gesetzlichen Vorgaben standen wir letztes Jahr kurz vor der Insolvenz“, sagte Georg Schöll. Der Umsatz brach von einst 32 Millionen Euro im Jahr auf 2 Millionen Euro im vergangenen Jahr ein. Am Berghüler Standort schmolz die Belegschaft von 50 in der Spitze auf gegenwärtig 14 Mitarbeiter.
Schuld daran sei die unklare Situation, erläuterte Georg Schöll. Wer mehr als 100 Kilowatt installierte Leitung hat, müsse den Überschuss selber vermarkten, sagte der Firmeninhaber. Viele scheuten den hohen administrativen Aufwand. Dieser so genannte Ausbaudeckel und Direktvermarktungsdeckel sei das größte Hemmnis für Investoren. Die Grünen möchten diese Deckelung abschaffen.
Georg Schöll plädiert für Regionalität. „Wenn sich jeder halbwegs selber versorgt, brauche ich keine Stromleitungen von Nord nach Süd“, sagte der Unternehmer. Schöll verkauft seine Dachmodule derzeit vor allem nach Indien und berichtete auch über ein neues Projekt. Es gebe in Deutschland keine Elektroautos, die für Handwerker geeignet seien und die Ausmaße eines Lieferwagens haben. Deshalb lässt Schöll in Griechenland einen elektrischen Kastenwagen bauen, den er in Deutschland vermarkten möchte.
Zu seinen Kunden fährt der Berghüler übrigens mit seinem Tesla, einem Modell der führenden amerikanischen Elektroautomarke. „Mit dem Auto habe ich jetzt 102.000 Kilometer drauf und hatte noch nie Ladeprobleme“, berichtete Georg Schöll. „Jedes Auto steht nachts irgendwo herum und kann in der Zeit geladen werden“, ist Schölls Meinung. Elektromobilität ist immer noch eine Kopfsache, war sich die Besuchergruppe mit dem Unternehmer einig. China mache in Sachen Elektromobilität rasante Entwicklungen, während Deutschland bremse. „Wer am längsten bremst, verliert“, sagte Schöll. „Ein Auto, das mehr als 30.000 Kilometer im Jahr fährt, fährt elektrisch günstiger“, rechnete er vor. Man dürfe nämlich nicht vergessen, dass ein Elektroauto fast keinen Kundendienst braucht. „Auch diese Wartungsarmut ist ein Grund, warum die Autoindustrie immer noch so gerne Verbrennungsmotoren produziert“, sagte Georg Schöll. Auch Autowerkstätten müssten umdenken.
VON
ERSCHIENEN IN DER Südwestpresse Ulm und dem Blaumännle AM